16
Nov
2025

Das Oma-Anna-Thalien-Gedenkbeet

Während ich hier schreibe, trommelt draußen der kalte Regen auf die Dachflächenfenster und der Himmel ist grau und trist.

Gestern noch werkelten wir bei warmen Temperaturen um die 17 Grad und ein wenig Sonne im Garten und gruben die Knollen unserer Dahlien aus dem Boden, um sie zum Abtrocknen unters Vordach der Scheune zu bringen und später dann in den Keller zum Überwintern. Auf dass sie nächstes Jahr zu Ende April wieder in den Boden kommen, um uns den Sommer über zu erfreuen. Frau D`s Garten hat gleich beim Eingang ein asymmetrisches Beet, das wir liebevoll das „Oma-Anna-Thalien-Gedenkbeet“ nennen.

Beet

Die Geschichte ist schnell erzählt: Nachdem wir über fünf harte Jahre hinweg, den an Alzheimer leidenden Vater von Frau D, gepflegt und betreut hatten, waren uns ein paar ruhigere Jahre mit unseren Kindern und der Oma gegönnt. Dann wurde die Mutter von Frau D „Oma Anna“ ein bettliegender Pflegefall mit einer 365/24/7-Rundum-Betreuung durch uns. Eine Verantwortung, die uns durchaus auch positiv geprägt hat, die ich mir aber auch nicht zurück wünsche.
Auf dem Höhepunkt des Ganzen hätte man – wie jedes Jahr im Herbst – die Dahlien aus dem Garten holen müssen. Dieses Procedere unterblieb wegen zu vieler anderer Aufgaben. Die Dahlien wurden ein Opfer des damals recht kalten Winters. Wir hatten uns damit der Last des Aus- und wieder Eingrabens enthoben, man könnte auch sagen herausgestohlen. Oma Anna quittierte dieses Versäumnis mit einem zeitlich befristeten Schmollen. Im heutigen Neusprech würde man unser Verhalten sakrosankt als Kollateralschaden durchwinken.

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Es wurde Februar und mit dem Ende des Winters starb die Mutter von Frau D. Wir mussten uns erst einmal wieder daran gewöhnen, Zeit zu haben und relativ frei zu sein. Es war naheliegend in Urlaub zu gehen, auch wenn es Spätsommer wurde. Man könnte fast glauben, dass wir außer dem Lago Maggiore kein anderes Reiseziel kennen, aber er ist von uns aus in wenigen Stunden zu erreichen und wetteristisch ist er meist eine sichere Bank.
Am Westufer des Sees liegt die zweigeteilte Stadt Verbania mit den Stadtteilen Intra und Pallanza. Fast mittendrin findet sich ein traumhaftes Kleinod für Pflanzenliebhaber: Der 'Botanische Garten der Villa Taranto'. Wer hätte es gedacht, dass zur Zeit unseres Besuches eine riesenhafte Ausstellung rund um die Dahlie stattfand. Hunderte Arten, von der Pompondahlie, über die gefüllte Dahlie bis zur Kaktus- und Hirschgeweihdahlie. Wir staunten mit offenem Mund ob der Vielfalt und der Farben. Nur mit gegenseitigen Blicken kommuniziert, war der Plan gefasst und kaum zuhause wurde das kleine asymmetrische Beet vorbereitet und Dahlien beim Züchter bestellt.

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Der April war günstig und die Ware verfügbar, denn es war Pflanzzeit. Wir achteten auf die Höhe und auf die Farben. Als die Knollen trieben, war die größte Aufgabe die jungen grünen, nach Licht strebenden Triebe, die aus der Erde lugten, vor den Heerscharen von Nacktschnecken zu schützen. Seither kennen wir alle Tricks, aber nur wenige die funktionieren. Von der Bierfalle bis zur Chemokeule wurde alles getestet.

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Seither – und das sind immerhin 12 Jahre – sind wir in Bezug auf Dahlien fast schon Profis. Oma Anna sprach das D in Dahlien immer sehr hart aus, so dass es wie Thalie klang. Das bewog uns, eingedenk Omas verletzter Seele, das Blumeninferno in „Oma Annas Thalien Gedenkbeet“ umzutaufen.

Kleiner Gartentipp am Rande: Bei guten Pizzerien (weil die im Großmarkt frische Pilze kaufen) fallen haufenweise kleine, meist blaue Plastikkörbe an, die sich stapeln lassen. Wenn man zwei aufeinandersetzt und mit Kabelbinder verbindet, vom oberen Korb den Boden herausschneidet, dann hat man – mit Zeitung ausgelegt – einen recht hohen Korb für die Überwinterung der Dahlienknollen. Recycling auf die gute Art!



Und weil es trotz guter Pflege ein paar Verluste gab, leider bei den besonderes neuen und noch kleineren Knollenbündeln, mussten wir gestern gleich wieder nachbestellen zur Lieferung im März 26. (Gute Züchter siehe unten). Auf dass das Oma-Anna-Thalien-Gedenkbeet auch nächstes Jahr wieder aufblühe.

Thalie3

Mein täglich Leben gib mir heute



Linkisches für mehr Wissen:

Zur Seite des Botanischen Gartens:
https://www.villataranto.it/

Hier habe ich schon gute Knollen bezogen:
https://www.koestritzerdahlien.de/
https://www.dahlienversand.de/

14
Nov
2025

Herbstgericht

Fast jeder weiß inzwischen wie sehr ich von Rilkes Herbstgedicht schwärme. Heute mal nicht mit d sondern mit r. Also vom Gedicht zum Gericht.
Auch bei diesem (kleinen) Gericht kommt alles zusammen, was den Herbst ausmacht. Frau D hat in unserem Garten rechtzeitig im Mai kleine Setzlinge für Rote Bete aus Samenkörnern gezogen. Von dem was uns die Schnecken übrig ließen, konnten wir im Garten einige gute Stellen finden, wo wir die kleinen Sprosse dem Wachstum übergaben. Bis zu diesem Jahr waren wir nicht sehr erfolgreich, denn die Rote Bete blieben - warum auch immer - klein und nicht sehr schmackhaft. Aber seit diesem Jahr steht bei den Pflanzungen der Gedanke im Vordergrund "wer kommt gut mit wem aus". Und seit die Rote Bete passende Nachbarn haben, läuft die Sache besser.

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Heuer lief es also besser - Hurra - richtig saftige und ausreichend große Knollen warteten auf die Zubereitung. 20-30 Minuten im Dampfkochtopf haben gereicht. Dann die noch heiße Knolle von der Schale befreien und etwas abkühlen lassen.

Dabei empfiehlt es sich Küchenhandschuhe zu tragen, sonst sieht man am nächsten Tag aus, als hätte man eigenhändig ein Schwein geschlachtet. Die Einmalhandschuhe wasche ich übrigens als letzten Gang, gerade so als wenn mir mit Seife die Hände wasche. Dann ziehe ich sie aus und hänge sie zum Trocknen auf. Aus Einmal mache ich so Mehrweg. Nur weils draufsteht, muss man es ja nicht so machen und alles nach einmaligem Gebrauch wegwerfen. Aber das nur nebenbei.

Wenn die Knollen abgekühlt sind, kann man sie mit einem feinen Hobel in feine Scheiben hobeln. Neudeutsch heißt ja sowas alles Carpaccio. Das klingt auch gut, aber innerlich sträube ich mich gegen diese überbordende Begriffshascherei.

Wir breiten die feinen Scheiben auf einem großen Teller aus.
Darüber gibt es ein feines Dressing. Ich nahm dafür aus unserer reichhaltigen Essigauswahl einen Cumberlandessig, zusammen mit Öl von gerösteten Walnüssen, etwas Salz und einer Prise Zucker.
Sie können auch einen Himbeer-Balsamicoessig nehmen und etwas Sesamöl-geröstet. Geben Sie Ihrer Fantasie und Ihrer Lust nach und probieren Sie. Rezepte sind nur Vorschläge und keine Bibel. Lassen Sie sich nichts anderes erzählen und bleiben Sie mutig.

Bei Essig sollten Sie sich einen kleinen Vorrat anlegen. Es gibt traumhafte Essigvarianten, vor allem die Balsamicosorten. Mal mit Orange, mal mit Granatapfel oder auch kräuterige. Gut zu bekommen bei "Vom Faß" oder einer guten Essigmanufaktur. Nur im Supermarkt bin ich kritisch - da ist eher die Massenware daheim. Auch wenn manche behaupten, dass sie "Lebensmittel lieben", wo sie doch eher das Geld der Kunden meinen.

Also: wir haben jetzt den Rote-Bete gefächert mit unserem Sößchen darüber. Den Kick bringt ein Ziegenfrischkäse mit Wumms. Wir bringen das fertig mit aus dem Vinschgau. Bei Naturns, direkt vor dem Taleingang zum Schnalstal liegt der "Vinschgauer Bauernladen".
Ein kleines Paradies für Genießer mit lokalen Produkten der Landwirte aus der näheren Umgebung. Dort gibts auch die Gläser mit Ziegenfrischkäse in Kräuteröl. Ihr könnt natürlich auch einfach Ziegenfrischkäse nehmen, etwas bröseln und (selbstgemachtes) Pesto daruntermischen.

Kaese

Kleine Flöckchen davon über den Teller geben. Zusätzlich noch Walnüsse, die wir vorher in Ahornsirup heiß geschwenkt haben.
Und fürs Frische noch kleine Birnenschnitz - auch die haben jetzt Saison, genau so wie die Walnüsse.

Wie sehr das schmeckt, sieht man daran, dass ich erst an das Foto dachte, als der Teller schon begonnen war. Dazu eine Scheibe gutes, von Frau D selbst gebackenes Dinkelbrot mit Butter.

Ach ja - bevor ichs vergesse. Frau D's Garten hat uns heute noch einmal (14.November !!) ein halbes Pfund Himbeeren beschert. Danke Dir liebe Himbeerhecke.


Mein täglich Leben gibt mir heute!



hilfreiche Links:

https://www.vinschgerbauernladen.it/
(Der Laden wurde unter anderem mit Starthilfe und auf Initiative von Bergfex Reinhold Messner gegründet. Ihm liegt die Selbständigkeit der Bauern Südtirols am Herzen und das weht quasi als Gedanke durch den ganzen Bauernladen.)


https://www.vomfass.de/

Der hier soll auch gut sein - ich war aber bisher noch nicht selbst dort: https://theo-essigbrauer.de/

4
Nov
2025

An-kommen oder Heim-kommen?

Es waren tatsächlich "nur" 6 ½ Stunden von Stresa am Lago Maggiore nach Hause.

Canno

Mit einem Grinsen auf meiner zufriedenen Seele gestehe ich, dass die Heimreise bereits in Cannobio an der Promenade, für einen letzten Espresso und einen Crodino auf italienischem Boden unterbrochen wurde. Und dann nochmal für weitere winterfeste Reserven in der Vorratskammer.

Es war erstaunlich wenig los. Bis auf Basel als verkehrstechnischem Knotenpunkt.

Daheim gleich die volle Dosis Familie. Zwei unserer Enkel freuten sich sichtlich und herzerwärmend beim Auspacken zu helfen.
Die kleinste bekam von Frau D (Oma) den Auftrag das Schächtelchen mit den Elektrozahnbürsten von der Diele ins Bad zu bringen. Vielleicht war die Anweisung "Froilein F, bring das mal für die Oma ins Bad" für eine 1¾ jährige doch etwas zu unkonkret.

Als Frau D die emsige Enkelin mit dem Reise-Schächtelchen und den darin aufbewahrten e-Bürsten ins Bad enteilen sah, war noch alles gut. Mit dem Wahrnehmen des schließenden Klodeckels endete die Ruhe aprubt. Erst Erschrecken, dann Tränengelächter.

Mit dem Älterwerden sieht man das meiste gelassener. Die kleine Maus war enorm stolz geholfen zu haben, und wir konnten das Problemchen mit Desinfektionsmittel , Fön und neuen Bürstenköpfen lösen.

Fürs Heimkommen braucht es eben nicht nur eingelegene Betten und warme Zimmer.


Mein täglich Leben gib mir heute.

3
Nov
2025

Der Heilige Berg am Ortasee: Sacro Monte

So mancher könnte zurecht glauben, ich sei ein überzeugter Katholik. Dem ist nicht so und Enttäuschungen in der eigenen Erwartungshaltung gehören zum Leben.

Ich bin (leider) Agnostiker. Für mich gehen Glauben und der wissenschaftliche Beweis der Existenz Gottes, wie parallele Linien, nicht zueinander. Egal wie schmal der Abstand ist.
Dennoch beneide ich Menschen die kindlich frei glauben können, und deren Glauben nicht durch Machtbessenene derselben Fraktion vor deren eigenen Karrierekarren gespannt wird.

Das lassen wir jetzt so stehen und wenden uns etwas Wunderbarem zu: Der Dichte an kulturellen Orten in Mitteleuropa.
Keine 50 Kilometer und man entdeckt einen neuen faszinierenden Fleck. Bei uns waren es vom Urlaubsdomizil nur wenige, landschaftlich schöne Kilometer bis an den oberitalienischen Ortasee. Ihn kennen viele, und wie beim Mont-Saint-Michel in der Normandie, bleiben die meisten unten im Rummelbereich.

Wer es in Orta San Giuglio wagt und sich bemüht, der steigt auf zum Sacro Monte.
Weg

20 Kapellen (der Begriff ist sehr verniedlichend) säumen den Weg. Angefüllt mit lebensgroßen, realistischen Figurenszenen um das Leben und Werden von Franziskus.

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Natürlich wurde das alles nicht über Nacht erschaffen. Es dauerte mehr als 100 Jahre, benötigte viele Sponsoren und das Überwinden zahlreicher Hindernisse.

Convent

Manchesmal hat man den Eindruck, mitten in der Szene zu stehen.

Gesicht

"Franz von Assisi" oder auch schlicht Franziskus, von ihm hat schon jeder mal was gehört. Meist beschränkt es sich auf den Papstnamen oder 'irgendwas mit Tieren' weil er nur mit dem tierliebenden Franz von Assisi in Verbindung gebracht wird. Immerhin, ein guter Anfang.

Zwischendrin auf dem Rundweg, entbietet sich sicherlich eine der schönsten Aussichten auf den Ortasee.

See

Ja, man muß die Franziskusverehrung im Kontext sehen. Teilweise wird überhöht bis an die Schmerzgrenze. Dennoch erkenne ich neidlos an, dass es gottseidank immer wieder Menschen gibt, die für ihre Ideale über Grenzen und auch über sich hinaus gehen.

Eine der oppulentesten Szenen der Kapellen kommt am guten Schluß. Franziskus empfängt höchste Ehren im Kreis von kirchlichen Würdenträgern und irdischen Machthabern.
Bühnenbild 100 Punkte! Wie bewegt mussten die Erschaffer gewesen sein, um es so lebendig zu gestalten?

Preisung

Nicht unerwähnt sollte das kleine Restaurant auf dem Berg bleiben. Wir genossen lediglich Tee und einen Imbiss. Dafür aber umso mehr an Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Und die irdische Speisekarte sah, so Frau D, auch gut aus.


Mein täglich Leben gib mir heute.

2
Nov
2025

Kraftort

Versuchen wir mal uns die Welt im Jahr 1170 n.Chr. vorzustellen und beamen uns an den Lago Maggiore. Dort war der Kaufmannssohn, Alberto Besozzi, gerade dabei den See zu überqueren. Der Legende nach war seine Familie vermögend und der junge Mann den Freuden des Lebens sehr zugetan. Bis zu dieser Seequerung. Er geriet in einen heftigen Sturm und fast wäre es sein frühes Ende gewesen, als er für den Fall der Errettung ein Gelübde ablegte.

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Er überlebte und hielt Wort. Er vergaß allen Reichtum und lebte fortan als gottesfürchtiger Einsiedler in einer Grotte am Ostufer des Langensees. Die Menschen am See suchten seinen Rat, erst recht als 25 Jahre später die Pest über sie kam. Als Dank verlangte Alberto den Bau einer kleinen Kapelle, deren Maße exakt denen des Grabes der Heiligen Katharina auf dem Berg Sinai entsprechen sollten. 10 weitere Jahre waren Alberto noch vegönnt. Inzwischen hatte er und seine Eremitei längst Kultstatus erreicht.
Ihm folgten Mönche, die den Ort um- und ausbauten. Später, als mehrere Kapellen standen, wurden sie miteinander verbunden und neu gestaltet.

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Frau D und ich haben die EREMITEI SANTA CATERINA DI SASSOBALLARO erst spät für uns entdeckt. Der Ort hat eine nahezu magische Anziehungskraft. Nicht nur die Lago mitten im Fels, unten der 300 Meter Tiefe See, oberhalb bröckeliges Gestein. Sassoballaro kommt nämlich vom Begriff Wackelstein.
Gestern hatten wir das unbeschreibliche Glück fast ganz alleine dort zu wandeln. Wenige bis keine weiteren Besucher. Die Stimmung war fast als sakral zu bezeichnen. Wir sprachen, wenn überhaupt, nur flüsternd miteinander und bewegten uns im Zeitlupenmodus.

Wer in die Nähe kommt, sollte sich die Zeit für Ruhe und Einkehr gönnen. Grüssen Sie Alberto von mir. Er liegt im Glassarg am Ende der Kirche. Über ihm ein großes Loch in der Decke. Dort blieb einst ein herunterstürzender Felsbrocken hängen und verschont somit den Einsiedler.

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Besonders betrachtenswert sind die TOTENTANZ-Fresken in der Galerie des Konvent. Sie zeigen verschiedene Menschen und Stände mit dem Sensenmann als Gerippe. Die Bilder sprechen zum Betrachter: Momento Mori, gedenke deiner Sterblichkeit.

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Es ist eine Form von erlebter Gnade, Orte wie diesen für sich entdeckt zu haben.


Mein täglich Leben gib mir heute.



https://www.eremosantacaterina.it/home-de.html


Und zur Vertiefung:
https://www.santiebeati.it/dettaglio/95257

29
Okt
2025

Saison-Abschluss

Busunternehmen veranstalten, als letztes jährliches Event, gerne Saison-Abschlussfahrten. Man feiert damit das zurückliegende Reisejahr und dankt quasi für zahlreiche neue Eindrücke und zurückliegende schöne Zeiten.

Frau D und ich finden diesen Brauch schön. Daher pirschen wir am Freitag an den südlichen Lago Maggiore. Schon die Anreise ist ein Genuß: via Basel und Bern nach Kandersteg. Dort startet der Autoverlad der Rhätischen Bahn. Man fährt samt Auto auf einen Zug, bleibt drin sitzen, und fährt auf der anderen Seite des Lötschbergs vom Zug. Von Goppenstein hinunter ins Rhônetal und über Brig und den Simplon, vorbei an Domodossola an die Westseite des Lago Maggiore.

Oberhalb Stresa kennen wir ein kleines Appartement, mit einer unvergleichbaren Aussicht. Einmal dort, möchte man es nicht einmal für einen Restaurantbesuch verlassen. Lieber selbst kochen und den Ausblick genießen so lange es geht.

 Relax

Die Wetteraussichten, orakelt Frau D, sind durchwachsen. Wen kümmerts? Wir werden es uns dennoch gut einrichten.
Und bis Milano wäre es auch nicht weit. Ein MUSS ist der kleine Spazierweg am Ortasee. Er beginnt mitten in Orta San Giuglio in nördliche Richtung. Ein Traum und Kraftspeicher für grauere Tage.

Ortasee

5 Tage, die unser Reisejahr abschließen, wie die Sahnehaube eine gute Torte.

Kult ist auch, vor jedem Lagobesuch den Gesangskünsten zu huldigen. Vor Jahren 'fand' ich bei Youtube einen selbsternannten Gesangskünstler aus Freudenstadt. Zuerst dachte ich, er veräppelt seine Hörer. Über die Jahre kamen Zweifel. Und heuer bin ich sicher: Er meint es ernst!

Spottfrei und ohne Arg empfehle ich den Hörgenuß. Und wer eine Stelle findet, an der er Ton und Takt trifft, dann bitte Info mit Hinweis auf mm:ss mitteilen.

https://youtu.be/6py_AxOKH6c?si=7a4nkr3syLDVQGgt

Mein täglich Leben gib mir heute!

26
Okt
2025

Los geht es....

4,5 Kilo Spitzkohl frisch aus unserem Garten.

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80 Gramm Salz, 10 Lorbeerblätter, 15 Wachholderbeeren und ein Esslöffel Kümmel bereitstellen. Den Kohl (ohne Strunk) putzen, sehr fein hobeln/schneiden.

Sauberkeit ist extrem wichtig, denn wir wollen ja Fermentieren und keine Bakterienkultur im Gärtopf anlegen. Topf nach der Sommerruhe also säubern und gut wässern.

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In einem sauberen Wännle alles mit den Händen verwalken und mischen.

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Handweise ins Ständle füllen und mit der Faust einpressen, dass Wasser austritt. Schlussendlich ist alles drin und das Kraut vom Wasser bedeckt. Obendrauf die Beschwerungssteine, die quasi im Wasser oben auf dem Kraut liegen.

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Jetzt erstmal für 10 Tage ins Warme, damit die Fermentation startet. Aus dem Topf steigen Bläschen durch den Wasserrand auf, das riecht unter Umständen heftig. Daher vielleicht nicht mitten ins Wohnzimmer stellen.

Hinterher noch für ca 6-7 Wochen kühler stellen, damit die restliche Fermentation nicht zu hektisch abläuft.

Danach kann portionsweise geholt werden. Wem es zu säuerlich ist, der kann es mit kaltem Wasser etwas spülen und damit mildern. Viel Freude damit.

Gärtöpfe gibt's z.B von HARSCH auf Flohmärkten, bei ebay oder sonstwo im Internet.

Rezept, als Basis, zum Beispiel hier:
https://www.kochbar.de/rezept/358348/Eingemachtes-Sauerkraut-selber-machen.html


Mein täglich Leben gib mir heute.

25
Okt
2025

Zurück zum Einfachen und Guten

Mit den Jahreszeiten leben, das wollen viele.
Es blüht ein Markt der Landlust- und Landleben Druckerzeugnisse. Und jeder der sie kauft und inhaliert, ist irgendwie beseelt vom Früher und Damals. Von einem Leben MIT und nicht GEGEN die Natur. Und allesamt haben sie eines nicht im Blick: der Weg zurück zum einfachen, naturnahen Leben geht ausschließlich zu Fuß!

„Oh herrlich diese Konfitüre“ höre ich sie. Na dann: Erdbeeren im Herbst ausputzen. Im Frühjahr Verwelktes entfernen. Düngen mit geholtem Eselmist. Heu organisieren und mulchen.
Zwischendrin regelmäßig gießen und später ernten. Im Mai/Juni dann Früchte putzen, verlesen. Kochen und mit Zucker gelieren. In gewaschene, heiße Gläser füllen und beschriften. Andere touren da über Dorfhocks oder gehen aus.

„Das Selbstgemachte Sauerkraut meiner Oma, soooowas Feines“ lese ich allenthalben. Na dann: Samen organisieren und Mitte April in kleine Anzuchtkästen säen. Hegen und betüddeln, bis sie ins Freiland dürfen. Schutznetze gegen Kohlfliegen drüber. Jäten, mulchen und bei den täglichen eineinhalb Stunden Gießen nichts vergessen.

Morgen, am Sonntag Ende Oktober, wird der Spitzkohl geerntet, gehobelt, geschnitten und mit Salz, Wacholderbeeren, Lorbeerblätter ins ‚Ständle‘ gedrückt. Dann beginnt das Werden, die Fermentation. Und in 5-7 Wochen ist es essbar. Das beste Sauerkraut, wie es schon die Witwe Bolte aß.

Das sind nur drei Beispiele, aus einer jahreszeitlich sich wiederholenden, endlosen Reihe von nötigen Tätigkeiten.

Der Garten ist eindeutig die Domäne von Frau D. Was sie sich an Wissen über Gemüseanbau und gesunde Böden angeeignet hat, ist unglaublich. Manchesmal sehe ich sie, einer Hildegard von Bingen gleich, im Kraut eintauchen und eins werden mit dem Garten. Ich bin eher der Diener im Schatten, der Mann fürs Grobe.

So auch heute. Unser Waldbauer brachte Feuerholz für den Winter. Er kam mit seinem riesigen Bulldog, just als ich Brötchen vom Handweksbäcker geholt hatte und der Tisch gerichtet war.
Wenigstens eine Tasse Grüntee und eine Brezel waren mein.

Abladen, dann zum Lagerplatz transportieren und aufschichten. SETZEN nennt man das hier auf dem Land. Hurtig trockene Sachen anziehen und Hecke schneiden. Zum Glück kam unser Sohn Herr D. und der Enkel zu Hilfe, um alles auf den Autoanhänger zu wuchten. Ich glaube, er hat innerlich schon viel von dem verstanden, was es braucht. Der Rest ist Werden. Und Anpassen auf die neuen Verhältnisse. Das haben wir nicht anders gemacht.

Der begnadete Kolumnist Wolfgang Abel, der leider vor kurzem verstarb, hat mal so ungefähr gesagt: "Wer hier auf dem Dorf keinen Autoanhänger hat, der ist nur geduldet".
Und der Hänger ist voll,...für den Grünschnittplatz am Montag.

Ganz zuletzt, bevor es zur Belohnung Weißwürste, Brezeln und Hefeweizen aus der Staatsbrauerei Rothaus gab, überraschte uns die Himbeerhecke mit einer letzten Ernte. Sehr zur großen Freude der zwei Enkelkinder. Mein Genuß bestand darin, die zwei bei ihrem Genuß zu beobachten. Vielleicht bleibt so viel Gefühl hängen, dass auch sie weitermachen?

Himbeeren

Jetzt beruhigt sich die Streuobstwiese und auch der Garten kommt zur Ruhe. Sie sammeln Kraft fürs nächste Frühjahr.
Das tun wir auch: Ernten, bevorraten, trocknen, haltbar machen, Holzvorräte setzen und Kräfte sammeln über den Winter.

Mit den Jahreszeiten leben. Gar nicht so einfach, dafür sehr erfüllend. Wie sagte ein älterer Freund des Gartens einmal? Den blühenden Garten sieht jeder, den Spaten sieht keiner.

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und es wird täglich besser

Kaum zu glauben

Nichts ist so absurd, dass es Gläubige nicht glaubten oder Beamte nicht täten. (Arno Schmidt)

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